Traumapädagogische Timeline

 

Fremduntergebrachte Kinder werden aus ihren Familien und ihrer persönlichen Umgebung in ein neues soziales Umfeld verbracht. Häufig bei Arztbesuchen oder zu Beginn einer Therapie stellen pädagogische Mitarbeiter fest, wie viele Informationen, die Eltern zu diesen Besuchen beisteuern, ihnen fehlen.
Das Wissen um eine zeitliche oder personelle Einordnung von Begebenheiten ist einer der möglichen Schlüssel zum Verstehen von kindlicher Entwicklung, Symptomen oder Übertragungs- und Gegenübertragungsmustern, Handlungsmustern, Glaubenssätzen u.v.m.

Um zu versuchen, ein Kind und seine Verhaltensweisen zu verstehen, brauchen wir auch einen Blick in die Vergangenheit.
Ein hervorragendes Hilfsmittel erscheint uns hier die biographische Timeline. Zum einen,um einen schnellen Überblick über das bisherige Leben eines Kindes zu erhalten, aber auch als bildliche Darstellung der Informationen, die bei Aufnahme des Kindes und im späteren Zusammenleben mit dem Kind hinzu kommen.

Wir gestalten diese Timeline in etwa folgendermaßen:

Der obere Bereich wird genutzt für Entwicklungsfortschritte oder Ereignisse, deren stattfinden einen direkten Bezug auf die kindliche Entwicklung haben. Der untere Bereich für einschneidende Ereignisse it potentiell traumatisierendem Effekt.

Es ist sehr wichtig, diese Timeline nicht als einmalige aus den Akten erworbene Informationsquelle zu nutzen, sondern sie ständig zu erweitern und zu ergänzen. Wenn ein Kind oder Jugendlicher neue Informationen über sein vergangenés Leben weitergibt, so sollte man als Pädagoge versuchen, diese zeitlich in den Zeitstrahl zu integrieren. (Wir machen dies häufig über PostIts, da es beim ersten Auftreten einer neuen Information zuerst schwerfällt, diese zeitlich adäquat zu positionieren. Aber unserer Erfahrung nach solche Erinnerungen an die Vergangenheit nicht nur kurz einmalig auftauchen, sondern innerhalb kurzer Zeit konkreter werden und dann recht akkurat eingeordnet werden können.)
Auch neue wichtige Ereignisse sollten auf dem Zeitstrahl weiterhin notiert werden, denn die so – graphisch – gewonnene Information ermöglicht sehr gut, schnell einen Überblick zu erreichen, natürlich auch für externe oder neue Mitarbeiter.

Für uns findet bei der Erstellung der Timeline keine Wertung über die Informationsquelle statt. Informationen aus Berichten des Jugendamtes oder eines Psychologen werden gleichrangig mit Informationen aus der Herkunftsfamilie oder Erinnerungen der Kinder verwendet. Konflikte mit bereits vorhandenen Einträgen stellten sich meist als Konflikte in der zeitlichen Einordnung heraus.

Auch die Verknüpfung mit einem Genogramm kann sehr hilfreichsein, die Information des Zeitstrahls zu erweitern, insbesondere bei häufig wechselnden Bezugsbartnern der Kinder innerhalb der Zeit in der Herkunftsfamilie.