Urlaubsgrüsse und Gedanken zu strukturellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Wie ihr alle wisst, beschäftigen wir uns seit gefühlt einer Ewigkeit mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen.
Durch meine Berufstätigkeit im Jugendamt, Amtsvormundschaften und in der Beratung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach erlebter Gewalt in der Kindheit, erlebe ich viele Kinder und Jugendliche, denen es schon in ihrer Kindheit nicht gut ging, aber erst recht nicht durch die Stellen gesehen fühlen, die sie laut unserem Grundgesetz schützen sollen. Die sich in den JH-Prozessen nicht gehört und nicht gesehen fühlen. Diese junge Menschengruppe hat in ihrer Kindheit zumeist viel erduldet, erlebt, bis ihnen „Hilfe „ zuteil wurde.
Gewalt und Erniedrigung waren Alltag, wie sollten sie sich wissen, dass das nicht so sein sollte, für sie alltägliche Situationen.
Das neue Kinder-und Jugendhilfe Stärkungsgesetz hat dies nur verschlimmert, und auch der Fakt, dass lediglich sexuelle Gewalt Beachtung findet, trägt dazu bei.
Denn nur wer eine Diagnose trägt, dem wird Hilfe zuteil und Kinder, die nicht genug Diagnosen und Störungsbilder aufweisen, haben keinen „Schaden“ durch Vernachlässigung, Gewalt in ihrer Kindheit erlitten. Es ist nicht so schlimm und wird von ihnen helfenden Stellen heruntergespielt, negiert und verleugnet. An Stelle der Hilfe und Förderung ist die Forderung gerückt, genauso zu sein wie „alle“ anderen Kinder, die liebevoll behütet aufwuchsen. Anstatt frühzeitig die Bedürfnisse des einzelnen Kindes zu fördern, muss sich die Kinder- und Jugendhilfe einem engen Sparkurs unterziehen, den Gürtel immer enger geschnallt, wird zugewartet bis oft keine Hilfestellungen mehr angenommen werden. Immer später setzen Hilfen ein, verweilen Kinder in Situationen die oft „als Holle auf Erden“ beschrieben werden kann, schaut man sich den Verlauf, die Störungsbilder bei Kindern im Nachhinein genauer an. Und dass trotz des Forschungsstandes und dem Wissen, wenn wir früh intervenieren, können wir größeren Schaden für das Kind frühzeitig abwenden oder abmildern. Wo kein Kläger, da kein Richter sagt man und das beschreibt sehr deutlich unsere Gesellschaftsstruktur.