Konzeptionelle Darstellung der 

Erziehungsstelle für komplex traumatisierte Kleinkinder

Hyggelig Havn

  1. Unsere Motivation 

 

Wir sind überzeugt, dass jedes Kind eine einzigartige und liebenswerte Persönlichkeit ist. Dies macht seine Würde aus, welche explizit im Grundgesetz verankert ist. Jeder Mensch hat das Recht auf pro-soziale Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, auf Individualität und Freiheit, auf Selbstbestimmung und Selbstverantwortung, auf das Entwickeln seiner Persönlichkeit in Achtung vor sich und den anderen. Dies gilt auch für die Bereiche Wohnung, Arbeit, Gemeinschaft, Religion und Sexualität. Unsere Dienste bieten wir allen Kindern und Jugendlichen an, die ein Leben aus eigener Kraft (noch) nicht selbst verwirklichen können. Dabei sind wir Partner der Kinder und Jugendlichen, die zu uns kommen. In der Zusammenarbeit mit ihnen lassen wir uns von dem Wissen leiten, dass Veränderung Zeit braucht, aber dass alle Veränderungen durch die Kinder selbst stattfinden. Viele Nöte haben auch gesellschaftliche Ursachen. Darum verfolgen wir Entwicklungen aufmerksam, die die Würde des Menschen bedrohen, machen diese bewusst und wirken ihnen entgegen. 

Gemeinsam mit Ihnen wollen wir individuelle Ziele und Wege finden, die es Ihnen ermöglichen, ein zukünftiges unabhängiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. 

Unsere Leitgedanken sind: 

Sicherheit/Halt: Auch positive Veränderungen sind nur möglich aus einer gesicherten Lebenssituation

Individualität: jedes Kind/ jeden Jugendlichen als einzigartig begreifen und behandeln 

Würde:  Beschämungen jeglicher Art sind Beschämungen der Person

Offenheit:  zulassen, dass Dinge sich anders entfalten als geplant 

Positives Denken:  an den Stärken ansetzen und nicht die Schwächen in den Mittelpunkt stellen – im Sinne von „Schwächen schwächen durch Stärken stärken“ 

Transparenz: immer wieder verdeutlichen, warum man wie gehandelt hat, warum was geschehen ist 

Reflektiertheit: Die schnelle Lösung ist meist die falsche

Systemkomplexität: Zusammenhänge sehen, zirkulär denken 

Partizipation:  Kinder und Jugendliche in Entscheidungen miteinbeziehen, sie alters- und entwicklungsgemäß beteiligen und mitgestalten lassen 

Flexibilität:  den Bedürfnislagen der Kinder und Jugendlichen gerecht werden 

Realität:  sich der Realität stellen, Verantwortung übernehmen 

Kontinuität:  Linien sehen und gestalten, nicht nur im Moment denken; Beziehungsabbrüche verhindern. 

Grundsätzliches

Deprivation, traumatische Erlebnisse und Trennungserfahrungen wirken sich ein Leben lang auf den Menschen aus. Sie beeinflussen sein Bindungs-, Leistungs- und Sozialverhalten. Die aus diesen frühkindlichen Erfahrungen resultierenden Überlebensstrategien, stellen für die Kinder/Jugendlichen sowohl Ressourcen als auch Belastungen für den weiteren Lebensweg dar. Insbesondere die bei der Zielgruppe vorhandene frühkindlicher Traumatisierung, besitzt die Eigenschaft, dass viele der traumatisierenden Erfahrungen im vorsprachlichen Bereich stattfanden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verknüpfung zwischen Amygdala und Hypocampus zum Zeitpunkt der Erlebnisse noch nicht vollständig ausgereift war (vgl. Krüger, Brisch). Dies bewirkt, dass häufig keine Bilder, Erinnerungen und kein sprachliches Ausdrucksvermögen für das Vorhandene vorliegt.  Die Zielsetzung der TPE (Traumapädagogische Erziehungsstelle) ergibt sich aus dieser Situation: 

  • Stärkung der Ressourcen des Kindes
  • Aufnahme in ein bestehendes, stabiles und tragfähiges Familien-System
  • Wertschätzende Annahme des Kindes mit seiner speziellen Geschichte und seiner Erfahrung
  • Korrigierende Wahrnehmung der Erwachsenenwelt
  • Für die Umwelt inadäquate Verhaltensweisen als natürliche Reaktion auf unnormale Lebensbedingungen begreiflich machen. Die Bewusstwerdung des Ursprungs der Verhaltensweisen ermöglicht ihre Reversibilität
  • Biografiearbeit 
  • Bindungsarbeit 
  • Auseinandersetzung mit der Herkunftsfamilie (Elternarbeit)
  • Erlebnispädagogische Aktivitäten (Zelten, Wandern, Kanu fahren etc.)

Ziel der TPE ist die Stärkung der Resilienz der Kinder. Bildlich: Die speziellen Stärken der Kinder nutzen, um ihre „Stehaufmännchen-Qualitäten“ für ihren weiteren Lebensweg nutzbar zu machen und zu unterstützen.

Grundlagen unsere Arbeit 

Die Grundfeste der pädagogischen Arbeit ist ein humanistisch geprägtes Menschenbild. Die traumapädagogische und persönlicher Qualifikation sichert die konstante pädagogische Arbeit. Dabei gilt die Überzeugung, dass sich Veränderungen nur dann mit Nachhaltigkeit erarbeiten lassen, wenn bestimmte Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Zunächst steht die Stabilisierung über die allgemeine Ver- und Umsorgung im Vordergrund. Langfristiges Ziel wäre hier die Annahme der angebotenen positiven Beziehung durch das Kind 

Junge Menschen orientieren sich an Menschen, die sie mögen und die sie als Vorbild empfinden, somit wird ein Großteil von pädagogischen Inhalten über die Beziehung und Loyalitätsbindung, sowie Zugehörigkeitswünsche zu einer Gruppe transportiert. Um dies zu erreichen, ist es eine Selbstverständlichkeit, das Kind/den Jugendlichen in seiner Individualität wertschätzend wahrzunehmen. 

Die Bausteine zur Erreichung einer langfristig tragfähigen Beziehung sind: positiv gestaltete Alltagssituationen, Psychoedukation, Ausbau der individuellen Ausdrucks- und Reflektionsmöglichkeiten, Individuelle kindzentrierte Biographiearbeit, sowie die Akzeptanz und Wertschätzung der Vergangenheit und der Herkunftsfmilie, aber auch erlebnispädagogische und tiergestützte pädagogische Einheiten.

Um systemisch und traumapädagogisch arbeiten zu können, muss sich das Kind/der Jugendliche mit seinen Ressourcen und Grenzen angenommen fühlen. Hierbei entsteht die Kraft zur Veränderung der angeeigneten destruktiven Verhaltensmuster zum einen in der Erkenntnis, dass diese Verhaltensmuster die Beziehung zu den Pädagogen nicht zerstören kann, zum anderen in der Erkenntnis, das diese Verhaltensmuster im aktuellen Kontext nach und nach an Bedeutung verlieren. Zusammen mit den stetig gemachten korrigierenden Erfahrungen lernt das Kind/der Jugendliche neue Handlungsmuster

Wir sehen die pädagogische Arbeit als stetigen Prozess, der immer wieder überprüft, reflektiert und an die neu geschaffenen Gegebenheiten angepasst und weiterentwickelt werden muss. Unsere individuelle jugendlichen-zentrierte Planung der pädagogischen Arbeit orientiert sich am gemeinsam erstellten Hilfeplan.  

  1. Zielgruppe

Die Unterbringung in einer Erziehungsstelle kommt als Alternative zur Heimerziehung dann in Frage, wenn der Verbleib oder die Aufnahme eines Kindes/Jugendlichen in eine Heimgruppe nach § 34 SGB VIII angedacht ist, da eine herkömmliche Pflegefamilie nicht geeignet scheint, aber eine professionelle Erziehung im privaten Umfeld mit besonderem Unterstützungssystem sinnvoll ist. Vorausgegangen ist die Klärung, dass ein Verbleib in der Herkunftsfamilie temporär oder dauerhaft nicht gesichert werden kann. Das Alter der Kinder/Jugendlichen sollte bei Aufnahme zwischen 1-10 Jahren liegen. Die Kinder und Jugendlichen haben häufig traumatisierende Gewalterfahrungen machen müssen, waren über längere Zeiträume unterversorgt und stammen oft aus mehrfach belasteten Familien (Alkohol/Drogenprobleme, Arbeitslosigkeit, belastete Biografien der Eltern etc.) oder haben durch Trennung oder Einrichtungswechsel verursachte häufige Wechsel der Bezugspersonen erlebt. Auf Grund dieser Erfahrungen zeigen sie u. a. folgende Merkmale in unterschiedlicher Ausprägung und Zusammensetzung:

• Entwicklungsverzögerung (geistig und/oder körperlich)

• Grenzenloses Verhalten in unterschiedlichen Bereichen (Essen,
Beziehungsgestaltung, etc.)

• Verweigerungshaltung (Schule, Alltag)

  • Mangelnde Impulskontrolle (Aggression gegen Personen/Gegenstände)
  • komplexe Traumatisierungen.

Für diese Kinder und Jugendlichen kann eine private familiäre Struktur alternativ zur Kleinstgruppe angezeigt sein. Durch die schwerwiegenden Entwicklungsbeeinträchtigungen wie Bindungs- und Leistungsstörungen gekoppelt mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten entsteht ein hoher Grad an die fachlichen Anforderungen der Betreuungspersonen in der Erziehungsstelle, an die Alltags- und Beziehungsgestaltung, die notwendige fachliche Förderung, das professionelle Handeln und den fachlichen Aufbau zu professionellen Kontakten mit anderen Helfersystemen. Diese speziellen Anforderungen stellen die Grundlage für einen erheblich erhöhen finanziellen Rahmen der TPE dar (vgl. Fieseler/Busch;GK.SGB VIII; 32. AL 2008; §39).

Ausschlusskriterien

Alle Aufnahmeanfragen werden gründlich geprüft. Je nach bestehender Gruppenzusammensetzung könnten sich in Bezug auf besondere Auffälligkeiten Grenzen der Aufnahmemöglichkeit ergeben.

Die TPE ist nicht geeignet für Kinder und Jugendliche mit extremer körperlicher und geistiger Behinderung. Ebenso muss eine akute Gefährdung von Leib und Leben der in der Erziehungsstelle Lebenden durch die Aufnahme des Kindes auszuschließen sein. 

Ziele

Die TPE bietet ein familienanaloges Wohnen für die Kinder und Jugendlichen, in dem aber auch die Möglichkeit besteht, sich Freiräume durch Rückzug zu verschaffen. Denn gerade aufgrund von Traumatisierungen und/oder Bindungsstörungen muss dem Kind/Jugendlichen erlaubt sein, sich zurück  ziehen zu können. Sowohl Alltagsgestaltung als auch Alltagsbewältigung sind ein wesentliches Leistungsmerkmal der TPE. Wesentliche Strukturmerkmale des Erziehungsstellenalltags sind immer wiederkehrende, an der „Normalität“ orientierte Standardsituationen, wie pünktliches Aufstehen, zum Kindergarten bzw. zur Schule gehen, Hausaufgabenzeiten, gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsame Freizeitaktivitäten, ritualisiertes Zubettgehen. Dies wird insbesondere durch die hohe Betreuungskontinuität gewährleistet.

Betreuungsumfang

Die Betreuung der Kinder/Jugendlichen erfolgt im Familiensystem und umfasst somit 365 Tage/Jahr, rund um die Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen).

Elternsystem/Personelle Besetzung

Die Betreuung erfolgt über die dort lebende Familie. Die Erziehungsstellenmutter (Ulrike Stöwer-Veenhof) ist Sozialarbeiterin, Krankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe, Dipl. Sozialarbeiterin und ausgebildete Traumapädagogin und Traumafachberaterin. Der Erziehungsstellenvater (Christian Stöwer). Er besitzt das erste Staatsexamen für Sek. I in Mathematik und Informatik. Er ist ausgebildeter Traumapädagoge und Traumafachberater.

Die Familie ist aufgeschlossen, wertschätzend, lebensfreudig und aktiv. Die Erziehungsstelleneltern legen sehr viel Wert auf eine individuelle Entfaltung der Kinder.  Wandern, Campingurlaube und Kajaktouren gehören hier zum Leben. Ebenfalls ist in der Familie auch die kreative Seite vorhanden beim Malen, Werken und kreativem Gestalten. Zum Haus gehört ein Werk-/Malkeller sowie ein Spielzimmer. Der Erziehungsstellenvater spielt Gitarre und Klavier. Die Erziehungsstellenmutter kennt sich mit autogener Entspannung über Phantasiereisen und basaler Stimulation aus.

Räumliche Gegebenheiten, Voraussetzungen alltäglicher Versorgung

In unserem Einfamilienhaus in Dänemark befinden sich die Zimmer der Kinder im Erdgeschoß. Jedes Zimmer wird mit dem Kind individuell gestaltet. Hierbei stehen die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Kinder für Sicherheit und Geborgenheit im Zentrum, aber auch die alteradäquate Umgestaltung des Zimmers. 

Die Pädagogen haben ihr Schlafzimmer im 1. OG, wo sich auch der gemeinsam genutzte  Wohnraum befindet. Zusätzlich liegen im Untergeschoss Küche, Esszimmer sowie ein Arbeits- und Gästezimmer. Zum Wohnhaus gehört ein altes Scheunengebäude, welches durch die ausgestattete Werkstatt weitere Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung bietet. 

Das Wohnhaus liegt auf einem 17.000 qm großen Grundstück, mit angrenzendem See. Es ist eingefaßt durch unterschiedlichste Hecken, Büsche und Obstbäume. Das Wohnhaus liegt in Einzellage, gut versteckt zwischen Feldern und Wäldern und bietet durch diese Lage Ruhe, Sicherheit, Naturverbundenheit und die Möglichkeit für die unterschiedlichsten kreativen und sportlichen Ambitionen der Kinder. Durch diese Lage ist gewährleistet, dass jederzeit eigenständige Ausflüge, Entdeckungstouren, Tierbeobachtungsexkursionen von Kindern gefahrlos unternommen werden können. Selbst Baden im genannten See und dortiges Angeln ist möglich. Durch die Nähe zu Ost- und Nordsee sind Kurztouren zum Wandern, Sonnenbaden oder Wasservergnügen jederzeit machbar. Die Ostsee ist ca 3,5 km entfernt und kann von der Dachterasse aus beobachtet werden, die Insel Røm liegt mit 80km Entfernung nah genug für sonntägliche Kurzausflüge. Aber auch der in der TPE vorhandene Wohnwagen wird häufig für kurz- und langfristige Touren zu den Campingplätzen in der Nähe verwendet.

Die nächste Schule liegt 2 km entfernt und wird mit einem Schulbus direkt angefahren.

Der nächste größere Ort liegt 11 km weit entfernt, wo alle weiterführenden Schulen, sowie die Möglichkeit zu unterschiedlichsten Ausbildungen gegeben ist. Durch die besondere Lage im Grenzgebiet zu Deutschland können nicht nur sowohl dänische, als auch deutsche Schulabschlüsse ermöglicht werden, sondern wird den Kindern der Erwerb einer weiteren Kultur und Sprache auf natürlichem Wege ermöglicht. Dies stellt gerade für traumatisierte Kinder eine weitere Qualifikation dar. Auch Flensburg ist aufgrund seiner Entfernung von nur 26 km jederzeit per öffentlichem Nahverkehr erreichbar.

Die in Dänemark gut ausgebaute Nahverkehrssituation läßt für die Kinder zu, sich die eigene Selbstständigkeit nach und nach zu erweitern. Jedes Kind erhält automatisch ein Busticket für die gesamte Umgebung von Sydjylland.  

  1. Sozialpädagogische Methoden

Um auf die verschiedenen Problemlagen der Kinder unterschiedlich einzugehen, bietet das dort lebende Ehepaar unterschiedliche Methoden an.

Ganzheitlicher pädagogischer und traumapädagogischer Ansatz

Die Methodenwahl richtet sich individuell nach den Ressourcen des Kindes.

Fragestellung zur Zielerreichung:

• Was interessiert das Kind, welche Ressourcen bringt es mit?

• Was wollen wir erreichen?

• Über welche Kanäle spreche ich das Kind an?

• Über welche Sinne ist es gut erreichbar?

• Mit welcher Methode gehen wir vor?

• Mit welchen Medien und Inhalten arbeiten wir?

• Woran erkenne ich, dass Ziele erreicht wurden?

Die verschiedenen Arbeitsformen und Techniken sind:

• Rollenspiel

  • Planspiel
  • Psychoedukation

• Spielen

• Erlebnisorientiertes Arbeiten

• Entspannungspädagogik, Reorganisationsübungen

• Lernen am Modell durch Vorbild (sozialpositiver
Verhaltensweisen)

• Partizipation, Gespräche im Alltag

Die o. g. unterstützenden Techniken wenden wir bei der Bewältigung der Problemlagen der Kinder an, z.B. bei Themen wie:

  • Trauer
  • Traumabewältigung
  • Integration in die Erziehungsstelle
  • Verständnis für andere zu entwickeln
  • Lernangst und Lernstörungen
  • Nähe / Distanz zu erlernen
  • Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärken
  • Soziale Integration in die Nachbarschaft, Vereinen, etc.
  • Wahrnehmungsförderung
  • Ängste der Kinder
  • Bewältigung des Lebensalltags
  • Hausaufgaben
  • Umwelterziehung
  • usw.

Gestaltung des Zusammenlebens, der Gruppenatmosphäre und des Wohnumfeldes

Das pädagogische Arbeiten in unserer Erziehungsstelle ist geprägt von persönlicher Motivation der erwachsenen Bezugspersonen.

In der annehmenden Atmosphäre bestehen klare Aussagen zur bestehenden Lebenssituation, „Eltern“ sollen nicht ersetzt werden, es soll bewusst ein neuer Lebensabschnitt begonnen werden, ohne die Vergangenheit zu dementieren. Die Kontaktpflege zu den Nachbarn und die Integration der Kinder im näheren Umfeld

ist ein weiterer Baustein unserer Arbeit.

Gestaltung der Aufnahme der Kinder

Die Belegung erfolgt in der Regel über die Anfragen der Jugendämter. Die Fachberatung überprüft in diesem Aufgabenteil in wie weit das Profil des vorgestellten Kindes/Jugendlichen mit dem Angebot der Erziehungsstelle übereinstimmt. Ist dies der Fall beginnt eine Anbahnungsphase, die sich je nach individuellem Bedarf unterschiedlich gestaltet und/oder auch ad hoc geschehen kann.Die beteiligten Fachkräfte verständigen sich grundsätzlich über die Möglichkeit zur Belegung. Anschließend werden das Kind/der Jugendliche und seine Sorgeberechtigten entsprechend ihren Möglichkeiten einbezogen und informiert um gemeinsam zu entscheiden.

  1. Leistungsangebote

Notwendige Aufsicht und Betreuung

Die Kinder werden im Rahmen der vereinbarten Ziele und unter Berücksichtigung ihres Alters beaufsichtigt, begleitet, gefördert und zur Selbständigkeit erzogen.

Alltägliche Versorgung

Der Tagesablauf ist ritualisiert und findet in der Regel wie folgt statt:

• Rechtzeitiges, freundliches Wecken der Kinder

• Körperhygiene, Waschen

• Gemeinsames Frühstück am gedeckten Tisch

• Kinder gehen zur Schule / Kindergarten

Während der Schulzeit der Kinder:

• Hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie: Waschen, Putzen, Kochen, etc.

• Büroarbeiten

• Dokumentation

• Kontakte zu Lehrern

• Wenn die meisten Kinder aus der Schule zurück sind, findet ein
gemeinsames Mittagessen statt.

• Gespräche / Austausch über die Schulerlebnisse und die Planung
des Nachmittags finden statt.

• Nach dem Mittagessen und einer kurzen „Erholungs-Phase“
werden die Hausaufgaben erledigt.

• Die Erledigung der Schulaufgaben wird von den Mitarbeitern der
Kinder- und Jugenderziehungsstelle begleitet, unterstützt und
kontrolliert.

• Übungen für Klassenarbeiten.

• Nachmittags finden Aktionen statt

• Freizeitgestaltung mit und ohne Begleitung von Pädagogen/innen

• Besuch von Freunden

• Projekte

• Spiele

• Gemeinsames Abendbrot

• Spiele 

• Hygiene (Zähne putzen, waschen…)

• Altersentsprechendes zu Bett gehen

• Gute Nacht Geschichte o.ä.

• Gespräche über den vergangenen Tag

Schaffung von Voraussetzungen für eine körperlich gesunde Entwicklung

Die Nahrung wird täglich frisch zubereitet. Es wird auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet. Selbstverständlich werden religiös bedingte oder krankheitsbedingte Ernährungsbesonderheiten berücksichtigt.

Routineuntersuchungen wie  z.B.: Zahnarzt und Vorsorgeuntersuchungen sind selbstverständlich, sowie das Aufsuchen von Ärzten im Krankheitsfall.

Eine Begleitung bei psychischen Verstimmungen findet auf eine emphatische Weise statt, in der Kinder mit ihren Problemen gesehen und Ernst genommen werden. Bei tieferliegenden Problemen nehmen wir Kontakt zu Psychiatern oder Psychologen auf, bzw. initiieren wir bei Bedarf eine Therapie.

Durch einen regelmäßig wiedererkennbaren Alltag vermitteln die TPE den Kindern Sicherheit, klar erkennbare Strukturen und Rituale.

Einüben lebenspraktischer Fertigkeiten

Die Kinder erhalten durch die TPE Anleitung und Unterstützung in allen Fragen. Die Einbeziehung der Kinder in diesen Prozess, wie gemeinsames aufräumen der Kinderzimmer, Übertragen kleinerer Aufgaben in der Kinder- und Jugenderziehungsstelle sind u.a. Bestandteile der Erziehung und tragen zur Normalität im Alltag bei.

Erziehungs-, Förder- und Hilfeplanung

Die TPE erstellt die Verlaufsberichte über die einzelnen Kinder/Jugendlichen als Vorlage für die Hilfeplangestaltung. Diese Berichte werden durch die Fachberatung ergänzt und an das Jugendamt weitergeleitet. Bei Bedarf werden auch Zwischenberichte erstellt. Die Fachberatung steht außerdem zum regelmäßigen Austausch mit dem zuständigen Jugendamt in Kontakt. Die Umsetzung der im Hilfeplan formulierten Ziele und entsprechende Verabredungen werden durch die SEP in Kooperation mit der Fachberatung sichergestellt.

Individuelle Förderung

• Es bestehen regelmäßige Kontakte zu Lehrern

• Bedarfsgerechte Nachhilfe wird geleistet

• Wir bieten eine ruhige individuelle Lernatmosphäre

• Wahrnehmen der erforderlichen therapeutischen Angebote
außerhalb der Kinder- und Jugenderziehungsstelle

• Förderung lebenspraktischer Dinge findet im Lebensalltag der
Kinder statt

Projekte

Projekte können sein:

• Kanu fahren

  • Camping

• Wanderungen

• Erkundung des Sozialraumes

• Fahrradtouren

• Dekorieren der Räume und des eigenen Zimmers

• Entspannung

• Sexualerziehung

• Natur / Umwelterziehung

• Verkehrserziehung

• Kommunikationstraining

Die Kinder sind an der Planung und Durchführung der Projekte beteiligt. 

Arbeit mit der Familie und anderen Bezugspersonen

Je nach Bedarf finden die Kontakte zu den Herkunftsfamilien in unterschiedlichen Rhythmen und an unterschiedlichen Orten statt. Die Fachberatung kümmert sich je nach Auftrag im Hilfeplan um Ablauf und Organisation dieser Kontakte. Sie bereitet alle Beteiligten entsprechend vor, begleitet gegebenenfalls den Umgang und reflektiert anschließend den Kontakt. Darüber wird ein gesonderter Besuchs- bzw. Kontaktvermerk geschrieben.

Die Kontakte können auch durch die Erziehungsstelle begleitet werden und ebenfalls in ihren Räumen stattfinden, wenn das im Einzelfall sinnvoll erscheint.

Dokumentation

Die Arbeitsweise der Kinder- und Jugenderziehungsstelle sieht ein umfassendes Dokumentationssystem vor. Dies gestaltet sich im Einzelnen wie folgt:

• Dokumentation der Entwicklung des Kindes 

• Berichtserstellung zu den Hilfeplänen und die Förderplanung, die eine Beschreibung der Vorgeschichte, der derzeitigen Situation gibt, einen Problemaufriss beschreibt und Handlungsschritte bzw. Ansatzmöglichkeiten aufzeigt)

  • Aktenvermerke (bei Bedarf)

5. Steuerung der Qualitätsentwicklungsvereinbarung einschließlich Qualitätskontrolle

Regelmäßige Beratung mit Blick auf den Prozessverlauf

Die Fachberatung unterstützt und begleitet die Erziehungsstelle im gesamten Prozessverlauf. Nach Aufnahme eines Kindes/Jugendlichen finden regelmäßige Kontakte/Besuche in der Erziehungsstelle statt. Hierbei geht es in erster Linie um Alltagspädagogik, es werden jedoch auch spezifische Themen des Systems besprochen und bearbeitet.

Die regelmäßigen Beratungskontakte finden mindestens vierwöchentlich statt und beinhalten regelmäßig den Kontakt zu dem Kind / zu dem Jugendlichen. Bei Bedarf wird das soziale Umfeld mit einbezogen.

Beratung in Krisen

Bei Krisen steht die Fachberatung der Erziehungsstelle zeitnah und persönlich zur Verfügung. Es können dann im Rahmen von klassischer Krisenintervention zunächst auch kurzfristige Lösungen zur Entspannung der Gesamtsituation erarbeitet werden. Hierbei übernimmt die Gesamteinrichtung auch eine Versorgungsverpflichtung dem Kind/dem Jugendlichen gegenüber. In besonderen Einzelfällen, bei entsprechendem Bedarf kann es sinnvoll sein schon spezielle Krisenpläne vorzubereiten, die den besonderen Einsatz der Co-Beratung, die Auszeit in einer schon vorher bekannten Wohngruppe oder besondere pädagogische Maßnahmen beinhalten.

Berichte/Vorlagen zur Hilfeplanung

Die Erziehungsstelle erstellt die Verlaufsberichte über die einzelnen Kinder/Jugendlichen als Vorlage für die Hilfeplangestaltung. Diese Berichte werden durch die Fachberatung ergänzt und an das Jugendamt weitergeleitet. Bei Bedarf werden auch Zwischenberichte erstellt. Die Fachberatung steht außerdem zum regelmäßigen Austausch mit dem zuständigen Jugendamt in Kontakt. Die Umsetzung der im Hilfeplan formulierten Ziele und entsprechende Verabredungen werden durch die Fachberatung sicher gestellt.

Fortbildung

Eine regelmäßige Teilnahme an Fort -und Weiterbildung wird über die Einrichtung unterstützt und gefördert.